DiDomenico, der erfolgreiche Stammgast | Spengler Cup Davos

DiDomenico, der erfolgreiche Stammgast

News - DiDomenico, der erfolgreiche Stammgast

22.12.2022

Chris DiDomenico vertrat den Rekordsieger Team Canada bereits fünf Mal am Spengler Cup. Der Aggressivleader des SC Bern schwärmt vom kanadischen Geist, Kaffee aus der Heimat – und freut sich auf weitere Sternstunden in Davos.

Am 31. Dezember 2016 feierte Chris DiDomenico einen Titelgewinn: Er triumphierte mit dem Team Canada am Spengler Cup, dank einem 5:2-Sieg im Final gegen Lugano. Ein bisschen muss es sich für ihn so angefühlt haben, als hole er Verpasstes nach. Denn DiDomenico, 33, war einst eines der vielversprechendsten Talente Kanadas, der besten Eishockey-Nation der Welt. 2008/09 wurde er an der Seite von späteren NHL-Stars wie John Tavares, Jordan Eberle und PK Subban U20-Weltmeister. Doch wenige Monate später erlitt er einen gebrochenen Oberschenkelknochen und eine zertrümmerte Kniescheibe; es war zunächst nicht einmal klar, ob er je wieder beschwerdefrei würde gehen können. Die Karriere erhielt in jenen trüben Monaten selbstredend einen Knick. Er spielte in der drittklassigen East Coast Hockey League (ECHL) und als er im Sommer 2012 nach Europa ausweichen wollte, blieben die Angebote aus. Er landete in Asiago, in der Anonymität Italiens, wo Geld und Prestige knapp bemessen sind. Er ist viel zu gut für die Liga, das ist schnell augenfällig, schon im ersten Jahr führt er das Team zum Titel. Aber er bleibt trotzdem eine zweite Saison, mangels Alternativen. 2013/14 produziert er in 31 Spielen 72 Skorerpunkte, der Wert ist so stark, dass er für Aufsehen sorgt. Die SCL Tigers, damals in der Nationalliga B, operieren in jenem Winter ohne Sportchef. Kurz vor dem Transferschluss suchen die Langnauer einen Verstärkungsspieler für die Playoffs. Die Geschichte ist verbürgt: Auf der Geschäftsstelle durchforsten Mitarbeiter im Internet Skorerlisten, so wie das sonst Fans machen. DiDomenico sticht sofort ins Auge. Und zufälligerweise plagen Asiago gerade Finanznöte, so dass dem Kanadier gegen einen kleinen Obolus die Freigabe erteilt wird. Die Verpflichtung geht als einer der besten Transfers überhaupt in die Langnauer Klubgeschichte ein.

Überraschung über das Aufgebot aus Langnauer Tagen
Bald ist das neun Jahre her. Und es ist verblüffend, welchen Verlauf DiDomenicos Karriere seither genommen hat. Er hat sich als einer der rauesten, produktivsten und wegen seinem Flair für die hohe Kunst der Provokation auch kontroversesten Spieler auf Schweizer Eis etabliert. DiDomenico war in Langnau der wichtigste Einzelspieler seines Teams, er war bis 2020 bei den SCL Tigers, zuletzt zwei Jahre bei Gottéron und er ist jetzt im SC Bern. Es gibt nicht viele Spieler in der National League, die das Eintrittsgeld allein wert sein können, bei denen Unterhaltung und Können in einen einzigartigen Mix verschmelzen. DiDomenico ist eine Ausnahme. Und passt damit perfekt zum Spengler Cup. Er sagt: «Ich habe den Spengler Cup als Kind selbst am TV verfolgt. Und all die Jahre später kann ich dabei sein. Im ersten Jahr in Langnau war ich etwas überrascht, dass sie mich gefragt haben, ich spielte ja nur in der Nationalliga B. Aber es hat mich extrem gefreut. Es ist so eine coole Erfahrung. Uns wird viel geboten, die Organisatoren machen alles dafür, dass sich die Spieler und ihre Familien wohlfühlen.» Zum Erlebnis gehört auch, dass Spezialitäten von der kanadischen Kaffeehauskette Tim Hortons bereitgestellt werden, die eine fast religiöse Verehrung erfährt und von Expats schmerzlich vermisst wird.

Das Rendez-Vous mit Paul Coffey
DiDomenico sagt, es sei für ihn eine Selbstverständlichkeit, den Aufgeboten des Team Canada Folge zu leisten, er werde das so lange tun, wie man ihn einlade: «Es ist eine Ehre. Und eine grosse Sache. Ich erhalte jedes Jahr so viele Rückmeldungen von Leuten, welche die Spiele zu Hause am TV sehen. Ich würde das ganze Erlebnis nicht missen wollen.» Er schwärmt auch von den Begegnungen mit den prominenten Staff-Mitgliedern, welche Hockey Canada über die letzten Jahre nach Davos gebracht hat: Brian Burke, Shane Doan, zuletzt der frühere Weltklasse-Verteidiger Paul Coffey: «Das waren meine Vorbilder als Jugendlicher. Es war grandios, sie treffen zu können.»

Text: Nicola Berger/SLAPSHOT Foto: KEYSTONE-SDA/Melanie Duchene