Warum der Titel so schwierig zu verteidigen ist
31.10.2025, 09:00

Seit 2017 ist es keinem Team mehr gelungen, den prestigeträchtigen Spengler Cup-Titel zu verteidigen. In den vergangenen 20 Jahren schafften dies überhaupt nur zwei Mannschaften: 2014 Genève-Servette sowie 2016 und 2017 dem Team Canada.
Zuvor hingegen waren erfolgreiche Titelverteidigungen beim traditionsreichen Davoser Turnier keine Seltenheit. Zwischen 1984 und 2004 – also im gleichen Zeitraum von 20 Jahren – gelang dies gleich neunmal. Was einst als Zeichen von Dominanz galt, ist in den letzten Jahren zur Ausnahme geworden. Die Gründe dafür sind vielfältig – aber zugleich auch gut nachvollziehbar.
Einer der wichtigsten liegt in der besonderen Dynamik des Turniers: Der Spengler Cup wird innerhalb weniger Tage zwischen Weihnachten und Neujahr ausgetragen, mit dicht gedrängtem Spielplan. Oft treten Titelverteidiger dabei aufgrund von Verletzungen, Abstellungen für die U20-WM oder Transfers nicht mehr mit derselben Besetzung wie im Vorjahr an.
Hinzu kommt die jährlich wechselnde Zusammensetzung des Teilnehmerfeldes. Topmannschaften aus verschiedenen Ligen – etwa aus der Schweiz, Schweden, Tschechien, Deutschland, Finnland und Auswahlmannschaften aus den USA oder Kanada – treffen zwar einerseits mit immer ähnlicheren Spielsystemen aufeinander. Andererseits schafft diese Heterogenität aber auch mehr unvorhersehbare Matchups -, z. B. ein Penaltyschießen oder ein Torhüter, der in einem Spiel über sich hinauswächst - das erhöht den Einfluss des Zufalls und macht Dominanz über mehrere Jahre schwerer als in einer nationalen Liga, wo man immer wieder gegen bekannte Mannschaften spielt.
Ein eng getakteter Spielplan, wenige Spiele und plötzlich eintretende und spielentscheidende Momente - in kurzen Turnieren reichen kleine Ungenauigkeiten, um aus einer Favoritenrolle herauszufallen. Die ungewohnte Meereshöhe, die z.T. weite Anreise nach Davos und kurze Regenerationszeiten zwischen den Partien, haben ebenfalls einen Einfluss.
Nicht zuletzt spielt auch die Motivation der Herausforderer eine entscheidende Rolle: Jedes Team will den amtierenden Champion bezwingen, während der Titelverteidiger zusätzlich mit dem Druck umgehen muss, den Erwartungen gerecht zu werden.
Fazit: Einen Titel zu gewinnen erfordert oft einen besonderen Schub an Motivation, Glück und Timing — die Titelverteidigung verlangt dagegen nochmalige Konstanz und das Management von Erwartungen. Beim Spengler Cup verstärken ein knappes Format, hochmotivierte Herausforderer und wechselnde Rahmenbedingungen diese Schwierigkeit. Deshalb ist eine Titelverteidigung eine Herausforderung, weil die Kombination aus sportlichen, psychologischen und organisatorischen Faktoren sie deutlich schwerer macht als den ersten Triumph. Dies gilt in diesem Jahr auch für Fribourg-Gottéron.
Text: Spengler Cup-Onlineredaktion Foto: Keystone






