Magnitogorsk ist eine richtige Hockeystadt | Spengler Cup Davos

Magnitogorsk ist eine richtige Hockeystadt

News - Magnitogorsk ist eine richtige Hockeystadt

27.11.2018

Das Turnier im TV zu sehen ist das eine. Aber es ist etwas völlig anderes, es hautnah zu erleben.
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Der Flügelstürmer Nikolai Kulyomin (32)* gehört zu den ganz grossen Stars von Metallurg Magnitogorsk. Das Eigengewächs ist auf diese Saison nach zehn Jahren in der NHL zurückgekehrt und wird nun mit seiner Mannschaft erstmals am Spengler Cup teilnehmen.

Nikolai Kulyomin, Sie werden im Dezember zum ersten Mal am Spengler Cup spielen. Dabei wären Sie ja schon 2005, als Metallurg Magnitogorsk das letzte Mal gewann, Teil des Kaders gewesen ...

Das ist richtig. Statt an den Spengler Cup reisten Yevgeni Malkin und ich an die U20-WM mit dem russischen Nationalteam. Deshalb freue ich mich umso mehr, nun dabei zu sein. Das Turnier erhält grosse Aufmerksamkeit in ganz Europa, ja, wir haben sogar Spiele in Nordamerika geschaut. Es ist ziemlich aufregend für mich, am ältesten und meistrespektierten Klubturnier teilzunehmen.

Sie sind in Magnitogorsk geboren und aufgewachsen, haben bei Metallurg das Hockey erlernt. Sagen Sie uns: Was für eine Stadt ist Magnitogorsk?

Magnitogorsk ist keine grosse Stadt, dafür aber eine Arbeiter- und richtige Hockeystadt. Sie ist bekannt für ihr Stahlwerk, das grösste in Europa und eines der grössten weltweit. Ihre Geschichte ist eng mit den harten Zeiten während des zweiten Weltkriegs und den grossen industriellen Leistungen in Friedenszeiten verknüpft. Es war für die Leute ermutigend, dass hier ein Eishockeyteam entstand, das die Stadt nicht nur in ihrer Produktivität, sondern auch im Sport herausragen liess. Jeder, der etwas mit Hockey zu tun hat, kennt Magnitogorsk – das fühlt sich gut an.

Sie haben zuvor Yevgeni Malkin, einen der besten Spieler der Welt, angesprochen. Sie sind gleich alt, stammen beide aus dem Nachwuchs von Metallurg. Waren Sie früher ein Duo?

Nein, wir haben als Kinder nicht viel miteinander gespielt, weil er jeweils in der höheren Alterskategorie unterwegs war. Wir haben in der ersten Mannschaft eine Weile im gleichen Team gespielt und danach im russischen Nationalteam. Wir sind nicht engste Freunde, kennen und schätzen uns allerdings und stehen bis heute in Kontakt. Wenn wir in Nordamerika gegeneinander spielten, haben wir uns getroffen und uns auch zuhause gegenseitig besucht.

Heute spielen Sie in Magnitogorsk mit einer anderen Legende: dem 37-jährigen Olympiasieger, zweifachen Weltmeister und KHL-Champion Sergey Mozyakin.

Ein Weltklasse-Profi. Es gibt einen Grund, weshalb er alle möglichen Rekorde in der Heimat gebrochen hat –sogar diejenigen aus Sowjetzeiten. So viele Jahre lang ist er einer der besten Skorer der KHL gewesen, seine Statistiken und Errungenschaften sagen mehr, als alle Worte. Er ist schlicht ein herausragender Spieler.

Sie haben mit Russland zig Medaillen an internationalen Turnieren gewonnen und sind auch zwei Mal Weltmeister geworden. Ist dennoch der russische Titel mit Magnitogorsk im Jahr 2007 der grösste Erfolg Ihrer Karriere?

Man kann diese Wettbewerbe nicht direkt vergleichen. In der Meisterschaft repräsentierst du deinen Klub, an der Weltmeisterschaft dein Land. Was ich definitiv sagen kann: Der russische Titel mit Metallurg war mein erster grosser Sieg – an den werde ich mich ewig erinnern.

Sprechen wir über das Metallurg Magnitogorsk von heute. Was dürfen wir am Spengler Cup von Ihrem Team erwarten?

Wir haben ein ziemlich breites Team in dieser Saison und können uns den Gegnern anpassen. Wir können aktiv nach vorne oder strikt defensiv spielen – je nach dem, was es braucht. Je weiter der Spengler Cup voranschreitet, desto mehr wird unser Spiel vom Stil des Gegners und dem Resultat abhängen.

Und umgekehrt: Was erwarten Sie vom Spengler Cup?

Es wird spannend werden, auf die europäischen Teams und das Team Canada auf dem Eis zu treffen. Das Turnier im TV zu sehen ist das eine. Aber es ist etwas völlig anderes, es hautnah zu erleben. Ausserdem wird der Spengler Cup ja zur besten Jahreszeit abgehalten. Ich bin mir sicher, dass es in der Schweiz wunderbar sein wird. Soweit ich weiss, werden viele Spieler von allen Teams ihre Familien mitnehmen. Auch ich werde meine Kinder mitbringen. Das wird richtig viel Spass machen.

*Nikolai Kulyomin hat die ganze Juniorenabteilung bei Magnitogorsk durchlaufen und wurde 2006 von den Toronto Maple Leafs in der zweiten Runde (44. Stelle) gedraftet. Er wechselte 2008 nach Übersee, wo er in sechs Saisons für Toronto und vier für die New York Islanders 694 NHL-Partien absolvierte (123 Tore, 158 Assists). Mit dem russischen Nationalteam gewann er U18-WM-Gold (2004), U20-WM-Silber (2005/2006), WM-Bronze (2007), zwei Mal WM-Silber (2010, 2015) und zwei Mal WM-Gold (2012, 2014). Ausserdem nahm er 2014 an den Olympischen Spielen von Sotschi teil.