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Der Mann, der als Tscheche Spengler Cup-Champion und Weltmeister wurde und als Ägypter Wimbledon gewann

2.9.2025, 10:00

Der Mann, der als Tscheche Spengler Cup-Champion und Weltmeister wurde und als Ägypter Wimbledon gewann

Jaroslav Drobny ist am Spengler Cup in den Jahren 1946 bis 1948 einer der auffälligsten Spieler und führt den LTC Prag zu drei Titeln in Serie. Nach einer äußerst erfolgreichen und nicht minder ereignisreichen Sportlerkarriere wurde er nicht nur Hall-of-Fame-Mitglied bei der IIHF und – seit letztem Dezember – beim Spengler Cup, sondern als Wimbledon-Sieger auch in der Tennis Hall of Fame.

Dreimal nimmt Jaroslav Drobny am Spengler Cup teil, drei Mal gewinnt er ihn. 1946 verliert er mit dem LTC Prag keine einzige Partie, 1947 gewinnen die Tschechoslowaken den Final zwar knapp, aber nicht unverdient gegen den HC Davos mit 3:2. Und 1948 sind die Prager wieder eine Klasse für sich und holen den Titel hochüberlegen.
Die drei Titel waren nur ein Kapitel in Drobnys großer Sportlerkarriere, die weltweit wohl ihresgleichen sucht. Denn Drobny ist im Winter ein erfolgreicher Eishockeyspieler und im Sommer ein ebenso erfolgreicher Tennisspieler. Beide Sportarten betrieb er auf Weltklasseniveau.

Jaroslav Drobny ist erst 16 Jahre alt, als er im Frühling 1938 erstmals Hockey-Meister mit Prag wird. Im selben Jahr setzt ihn die Tschechoslowakei im Tennis-Davis-Cup ein. Drobny wehrt drei Matchbälle ab und gewinnt sein Einzel in fünf Sätzen. Darauf folgt seine erste Teilnahme in Wimbledon. Ein Jahr später bricht der Zweite Weltkrieg aus und unterbricht Drobnys internationale Sportkarriere. Doch er hat Glück: Er wird in eine Waffenfabrik abkommandiert und muss nicht an die Front. So kommen bis 1945 mit Prag die Hockey-Meistertitel Nummer zwei bis fünf dazu, 1942 ist Drobny gar bester Torschütze im Lande.
Nach dem Krieg reiht Drobny weiter Titel an Titel, nun auch wieder im Ausland: 1946 der erste mit LTC Prag am Spengler Cup, 1947 in Prag der erste Weltmeistertitel für die Tschechoslowakei. Dank 15 Treffern belegt Drobny Rang 3 der WM-Torschützenliste, zum entscheidenden 6:1-Finalsieg über die USA steuert er einen Hattrick bei. Im Dezember folgt der zweite Triumph in Davos. Nach der Saison erhält Drobny von den Boston Bruins die Chance, als erster Europäer in der NHL zu spielen. Doch er lehnt die 20’000-Dollar-Offerte ab, weil er im Sommer weiterhin seiner zweiten Leidenschaft nachgehen will, dem Tennis.
Und mit dem Racket in der Hand ist Drobny vielleicht noch besser als mit dem Eishockeystock. Doch aufgrund der politischen Situation wurde das Leben in der Tschechoslowakei auch für ihn kompliziert. Deshalb dachte der populärste Sportler des Landes über eine Flucht in den Westen nach:
«Ich hatte manch schlaflose Nacht. In Prag hatte ich meine Eltern, eine Wohnung, ein Auto. Ich war einer der beliebtesten Sportler der Tschechoslowakei und verdiente gutes Geld, ohne dass ich mich groß bemühen musste», fasst er zusammen. «Ich fragte mich oft, ob ich das wirklich alles aufgeben will. Aber ich hasste es zu sehr, dass Kommunisten mich für ihre Propaganda benutzten. Solange du gewinnst, bist du der König. Beginnst du zu verlieren, nehmen sie dir alles weg.»

Im Jahr 1948 spielt er seine letzte Hockeysaison in der Tschechoslowakei, wird zum siebten Mal Meister mit Prag, gewinnt zum dritten Mal den Spengler Cup und die Silbermedaille an den Olympischen Winterspielen in St. Moritz.
Zur Flucht kommt es 1949 am Tennisturnier in Gstaad, drei Wochen nachdem Drobny erstmals in Wimbledon im Final gestanden ist (und in fünf Sätzen gegen Ted Schroeder verloren hat). Als die Botschaftsvertreter im Berner Oberland auftauchen, versteckt er sich im Heizungsraum des Hotels Palace. Vergeblich versucht er, die schweizerische, amerikanische oder australische Staatsbürgerschaft zu erlangen. Schließlich bietet ihm Ägypten einen Pass an. Drobny darf wieder reisen, zumindest die Tenniskarriere kann weitergehen. 
Als Ägypter gewinnt er 1950 die French Open, 1952 doppelt er in Paris nach und steht zudem zum zweiten Mal im Final in Wimbledon. 1954 schlägt Jaroslav Drobnys große Stunde in England. In der Zwischenzeit hat er geheiratet, seine Frau ist Engländerin, und er wird deshalb vom Publikum in Wimbledon als einer der eigenen gefeiert.
Der Routinier aus Prag und der aufstrebende 19-jährige Australier Budge Patty liefern sich einen harten Fight. Zwei Stunden und 37 Minuten dauert der Final, der bis dato längste überhaupt an der Church Road. Tiebreaks kennt man noch nicht, und so gewinnt Jaroslav Drobny mit 13:11, 4:6, 6:2 und 9:7.
1956 kehrt er nach Gstaad zurück, gewinnt dort erneut das Tennisturnier und wird Spielertrainer beim EHC in der NLB. 1960 tritt er als 39-Jähriger zum letzten Mal in Wimbledon an – dieses Mal als Brite, mittlerweile ist er vom Königreich eingebürgert.
2001 stirbt Jaroslav Drobny, der als Tschechoslowake Spengler Cup- und Eishockey-Weltmeister und als Ägypter Wimbledon-Sieger wurde, 79-jährig in London.

Zur 100-jährigen Geschichte des Spengler Cup wurde im Dezember 2023 im Eisstadion Davos die "Hall of Fame Spengler Cup" eröffnet.
Auf der Shortlist für die Hall of Fame des Spengler Cup befinden sich 50 Spieler und neun Funktionäre. Ab Dezember 2023 (100 Jahre Spengler) bis zur 100. Austragung des Turniers 2028 werden in sechs Tranchen jährlich eine Anzahl Spieler geehrt, welche die Spengler Cup-Geschichte und das Welteishockey in verdienstvoller Weise mitgeprägt haben. 
Die Ausstellung im Eisstadion Davos ist öffentlich und täglich geöffnet. 

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